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„Mobikids“
internationales Forschungsprojekt
zur Häufigkeit von Hirntumoren bei Kindern
durch Handystrahlung

„Mobikids“ – ein internationales Forschungsprojekt

Ausgangssituation und Anliegen

Eine internationale Gruppe von Forschern beschäftigt sich mit der Häufigkeit von Hirntumoren bei Kindern und Jugendlichen, um zu sehen, ob Handys und Umweltfaktoren eine Rolle spielen.

Hirntumoren sind die zweithäufigste maligne Erkrankung in der Kindheit - nach Leukämie. Und ihre Häufigkeit hat zugenommen. Glücklicherweise hat sich das Überleben bei dieser Erkrankung auch verbessert, aber die Prävention von Hirntumoren ist immer noch ein wichtiges Ziel, obwohl es eine große Herausforderung darstellt.

Ein Problem ist, dass immer noch wenig über die Risikofaktoren für Hirntumore bekannt ist. Einige Risikofaktoren sind identifiziert worden, wie die Exposition gegenüber ionisierender Strahlung und eine Familiengeschichte von Hirntumoren, aber die Auswirkungen dieser Risiken müssen besser verstanden werden.

Noch weniger ist über andere mögliche umweltbedingte Risikofaktoren, wie z. B. die Exposition gegenüber Chemikalien, die Ernährung der Mutter während der Schwangerschaft oder die Exposition gegenüber elektromagnetischen Feldern einschließlich der zellularen / Mobiltelefon-Nutzung bekannt.

"Besonders die Nutzung von Mobiltelefonen und anderen Kommunikationstechnologien ist in den letzten zehn Jahren drastisch gestiegen, besonders bei Kindern. Ihre Rolle bei der Entwicklung von Gehirntumoren von jungen Menschen ist noch nicht gründlich untersucht worden", erklärt Dr. Elisabeth Cardis, Forschungs-Professor für Strahlungs-Epidemiologie an der "Forschungsstelle für Umwelt-Epidemiologie“ (CREAL) in Barcelona und Koordinatorin des Projekts „Mobikids“.

„Mobikids“ untersucht das Risiko von Hirntumoren durch Exposition gegenüber Radiofrequenz (RF)-Felder im Kindes- und Jugendalter. Das Projekt ist auf RF, extrem niedrige Frequenz (ELF) Strahlung von Mobilfunk sowie andere wichtige Quellen elektromagnetischer Felder (EMF) ausgerichtet. Es werden aber auch andere potenzielle Risikofaktoren in die Studie einbezogen.

Dazu entwickelte das Team eine internationale multizentrische Studie mit Experten aus 13 europäischen und außereuropäischen Ländern. Großräumigkeit ist ein wichtiger Aspekt des Projekts.

Die geringe Zahl der Kinder in früheren Studien war ein erhebliches Hemmnis für den Fortschritt. Obwohl es glücklicherweise immer noch eine seltene Krankheit ist, hat die Häufigkeit von Hirntumoren bei jungen Menschen in den letzten Jahrzehnten zugenommen. Prof. Cardis: "Wir brauchen internationale Studien, um diese Art Forschungsfragen zu beantworten."

Durch die Entwicklung einer großen internationalen Studie sind die Forscher in der Lage, eine viel größere Anzahl von Fällen zu erfassen. Fast 2 000 junge Menschen zwischen 10 bis 24 Jahren mit Hirntumoren und eine ähnliche Anzahl von jungen Leuten ohne einen Gehirntumor werden eingeladen, an der Studie, die über fünf Jahre läuft, teilzunehmen.

Ungefähr 1 400 dieser Fälle werden aus europäischen Ländern und Israel kommen, während der Rest in Australien, Kanada, Neuseeland, Taiwan und möglicherweise Indien und Japan rekrutiert wird.

"Die vorgeschlagene Altersgruppe ist auch die kostengünstigste, um die Frage nach dem Gehirn-Krebs-Risiko durch Exposition in der Kindheit und Jugend zu beantworten," betont Prof. Cardis. Tumore brauchen Jahre, um sich zu entwickeln und dies bedeutet, dass es wenig Sinn macht, Tumore bei sehr jungen Kindern zu studieren.
Nutzung der Erfahrungen aus der Interphon-Studie
Das Projekt wird die etablierten Protokolle aus der Interphone-Studie, ebenfalls einem EU-finanzierten Projekt, mit Vorteil nutzen, um eine Reihe von multinationalen Fall-Kontroll-Studien dahingehend zu beurteilen, ob HF-Exposition von Mobiltelefonen mit Krebsrisiko in allen Altersgruppen verbunden ist und nicht nur für Kinder.

Die Nutzung der Erfahrungen aus der Interphone-Studie verspricht einen großen Fortschritt in der epidemiologischen Forschung über den Gebrauch von Mobiltelefonen. Die Interphone-Studie war die größte Handy und Gehirntumor-Studie ihrer Zeit, als sie im Jahr 2000 ins Leben gerufen wurde. Sie befragte 6 420 Menschen mit verschiedenen Hirntumoren und 7 658 Menschen ohne Hirntumoren hinsichtlich ihrer Geschichte der Nutzung von Mobiltelefonen, um zu einem endgültigen Ergebnis für das Risiko von Hirntumoren durch diesen Gebrauch zu kommen.

Das war jedoch nicht möglich. Obwohl sie dem „Stand der Technik“ entsprach, wurde zu dem Zeitpunkt, da die Untersuchungen fortgeschritten waren, deutlich, dass die Studie eine Reihe von möglichen Verzerrungen enthält, die typisch für epidemiologische Studien sind und die die Interpretation der Ergebnisse beeinträchtigen können.
Der erste Sachverhalt war die potenzielle Rückruf-Verzerrung, wo Krebskranke zum Beispiel den Gebrauch ihrer Mobilfunk-Geräte überschätzten, oder die Selektions-Verzerrung, wo die Menschen an der Studie nicht teilnahmen, weil sie keine Mobiltelefone benutzten und daher dachten, ihr Beitrag wäre nicht von Bedeutung.

Diese und andere Fragen machten es schwierig für die Interphone-Studie, endgültige Schlussfolgerungen zu ziehen, aber sie hat äußerst nützliche Lehren in Bezug auf das Studiendesign und die Methodik, die „Mobikids“ mit an Bord genommen hat, gezogen. Das Projekt wird nicht nur unser Verständnis über die elektromagnetische Strahlung vertiefen, sondern auch die verwendeten Forschungsmethoden näher beleuchten.

Die Anfänge des Forschungsprogramms
„Mobikids“ ist eine Fall-Kontroll-Studie, wo die Menschen, die die Krankheit entwickelt haben, identifiziert und ihre potenziellen Risikofaktoren aus Expositionen in der Vergangenheit verglichen werden mit denen von Menschen, die die Krankheit (mit Vergleichs-Kontrollen) nicht entwickelt haben.

Selektions-Verzerrung ist ein potenzielles Problem, aber das Projekt plant, dieses durch die Auswahl klinischer Kontrollen mit Blinddarmentzündung (d.h. von Kontrollen, die repräsentativ für die allgemeine Bevölkerung sind und in keinem Zusammenhang mit der Handy-Nutzung stehen) zu überwinden.

Um die Rückruf-Verzerrungen präziser zu fassen, hat „MobiKids“ detailliertere Validierungsstudien geplant, um -soweit möglich den Handy-Gebrauch mit Hilfe von Auskünften der Mobilfunk-Netzbetreiber zu bewerten, und Fragebögen-Wiederholungen an einer Stichprobe aus den Probanden vorzusehen.

Im Zusammenhang damit hat das Team einige grundlegende Versuchs-Arbeiten begonnen, zum Beispiel nach verbesserten Expositionsindizes zu suchen. Diese werden aufgrund der (unterschiedlichen) räumlichen Energie Verteilung im Gehirn verschiedener Altersstufen in Betracht gezogen, was eine erhebliches Anwachsen der Studien-Gestaltung mit sich bringt.

"Bisher war ein Großteil unserer Arbeit der Entwicklung, Erprobung und Optimierung der Studien-Dokumente wie Protokolle, Fragebögen und unterstützendes Material gewidmet," verrät Prof. Cardis.

"Wir haben auch unsere wissenschaftliche Koordination im Rahmen von Sitzungen des Konsortiums, der Unterausschüsse und Arbeitsgruppen sowie Kontakte mit den zuständigen Ärzten auf nationaler Ebene eingerichtet. Wir besitzen jetzt ein umfangreiches Netzwerk von Helfern für den Prozess der Erlangung von Ethik-Zulassungen und, wo diese bereits vorliegen, sind wir dabei mit der Feldarbeit zu beginnen. "

„Mobikids“ hat auch mit Experimenten zur Bewertung der EMF-Exposition begonnen, um Protokolle für die Modellierung der Handy-EMF-Exposition zu entwickeln. Die Arbeiten für die Entwicklung und Optimierung der Datenbank-Studie, computergestützte Interviews und Daten-Validierungs-Tools haben ebenfalls begonnen.

Schließlich hat das Team einen Kommunikationsplan, zusammen mit einer Projekt-Webseite ( http://www.mbkds.net ) entwickelt, der Informationen an die Öffentlichkeit liefern soll und gleichzeitig als wesentliches Kommunikations-Werkzeug für die Forscher im Projekt dient.

Finanzierung

Die „MobiKids“-Projekt wird unter dem Thema Umwelt vom Siebten EU-Rahmenprogramms (RP7) für Forschung finanziert.

Das englischsprachige Original findet man unter: http://cordis.europa.eu/fetch?CALLER=OFFR_TM_EN&ACTION=D&DOC=7&CAT=OFFR&QUERY=012daf645688:2bf6:14e5fbd2&RCN=5901
Übersetzung (mit veränderten Überschriften)
K. D. Beck

Weitergabe des Artikels nur mit Quellenangabe erlaubt!

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Kommentare - Diskussion siehe Link
http://www.hese-project.org/Forum/allg/index.php?id=561

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